Alle 10 Minuten stirbt ein Kind im Jemen! Was geht’s uns an?

© Imago/photothekU. Grabowsky Unterstreicht ihr Anliegen durch Kinderzeichungen: UNICEF-Chefin Fore mit Entwicklungsminister Müller in Berlin
© Imago/photothekU. Grabowsky Unterstreicht ihr Anliegen durch Kinderzeichungen: UNICEF-Chefin Fore mit Entwicklungsminister Müller in Berlin

Eine erschreckende Nachricht ging am Donnerstag (05.07.2018) um die Welt: „Alle zehn Minuten stirbt ein Kind im Jemen“, beklagt die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), Henrietta H. Fore, bei einem Auftritt in Berlin (Quelle: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/unicef-chefin-nach-jemen-besuch-alle-zehn-minuten-stirbt-ein-kind/ar-AAzCX4Z?ocid=sf). Sie hatte das Krisengebiet kürzlich besucht und berichtete nun über ihre Erlebnisse gerade in einem Land, das offensichtlich keinen Blick mehr für die humanitären Krisengebiete dieser Welt in der politischen Selbstzerfleischungsphase zwischen rechtem und ultrarechtem Gedankengut auf der Regierungsbank hat.

Sterben in Jemen – Alltag fernab des europäischen Gerangels um die Angst davor, dass uns Dinge weggenommen werden könnten, die wir vor Jahren und Jahrhunderten denen genommen haben, die jetzt nichts mehr haben.

Der Tod eines Kindes alle 10 Minuten wäre in Europa oder gar in Deutschland nicht mehr aushaltbar. Ganze Armeen von besorgten Politikern würden sich mit vollem Einsatz für die Ursachenbekämpfung wahrlich engagieren. Sie wären vor Ort, nicht nur um den Hinterbliebenen Mut zuzusprechen, sondern um umsetzbare Hilfe zu organisieren. Da wären Gelder frei, Traumatherapeuten vor Ort, ökumenische Gottesdienste initiiert, Spendenaktion in Gang gebracht, Medien als Partner gefunden.

Aber, nein. Es stirbt weit weg im Jemen alle 10 Minuten ein Kind. Nicht hier.

Das sind wahre Probleme. Und wer kann es den Menschen verdenken, dass Familien aus diesen Krisengebieten fliehen, um Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu haben, um ihre Kinder zu ernähren, um Krankheiten nicht entstehen zu lassen, um ihre Kinder spielen zu sehen. Verdammte 10 Minuten, in denen ich ein dickes Hähnchenfilet braten kann, in denen ich mir die Zeit nehme die Menükarte im Restaurant durchzulesen, die ich beim Arzt über meine Zipperchen mit der Haarwurzelentzündung klage, die ich über meinen Chef rumlästere, die ich mit dem Nachbarn über den weggeschnappten Parkplatz rumtottere, die ich über die letzte Staffel Trallala philosophiere …

Wir sind schon widerlich als Menschen zu den Menschen. Lassen es im 21 Jahrhundert zu, dass alle 10 Minuten ein Kind stirbt – und das nur allein im Jemen.